Was sehen wir, wenn wir ein Bild betrachten? Ein Mädchen, eine Tracht, eine ländliche Umgebung. Unser Gehirn stellt Bezüge her: Osteuropa, ein Berg im Hintergrund, womöglich ein Gebirge? Dazu die technischen Informationen, die vergleichsweise schwache Bildqualität.
Verschiedene Relevanzstrukturen prägen unser Denken, Fühlen und Wahrnehmen. Der Mensch ist in ein System von Bedeutungen, von Antworten und Kategorien, die auf unterschiedliche Weise konnotiert und bewertet werden, hineingeboren. Relevanzstrukturen bestimmen, welche Aspekte eines Fotos eindrücklich oder wichtig erscheinen. Aus der Identität des betrachtenden Subjektes (das sind einerseits die Ausstellungsbesucher und andererseits die Künstlerinnen mit ihren eigenen Werken) und dem betrachteten Objekt entsteht gleichsam etwas Neues, was sich jetzt, von den Künstlerinnen quasi auf die Bühne gehoben, betrachten und wiederum interpretieren lässt. Mit dem Systemtheoretiker Niklas Luhmann gesprochen handelt es sich um eine Beobachtung dritter Ordnung: Die Ausstellungsbesucher beobachten die Künstlerinnen bei der Beobachtung eines Bildes, welches wiederum selbst eine Beobachtung ist. Viel Spaß beim Beobachten!
Auszug aus dem Essay aus wissenssoziologischer Perspektive "Muster der Deutung"
von Dr. Insa Pruisken, Institut für Soziologie, TU Chemnitz
Ausstellung: 21.05.16 - 19.06.16
Vernissage: Samstag, 21.04.16 | 19:00
in der:
Augustusburger Str. 102
09126 Chemnitz
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